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Familie als «Sicherer Ort sein» trotz «ausserordentlicher Corona Lage»

Der Coronavirus stellt alle vor neue Herausforderungen! Die Schliessung der Schulen bringt den Familienalltag komplett durcheinander. Während die einen von Entschleunigung reden, schlagen Eltern die Hände über dem Kopf zusammen.

von Rahel Striegel, Leitung der Sozialpädagogischen Fachstelle SGh

«Die ausserordentliche Lage» für Familien

Nebst den Alltagssorgen mit Kindern: «Wie läuft das mit der Schule? Wie läuft es mit der Betreuung, wenn ich arbeite?» sind bei etlichen Eltern auch finanzielle Sorgen im Vordergrund: «Wird Kurzarbeit eingeführt? Droht eine Kündigung oder gar die Schliessung des Betriebs? Wie kann fehlendes Einkommen in diesem Monat kompensiert werden?»

Und dann noch die ganz persönliche Komponente: «Was, wenn es mich trifft?  Das ist doch alles völlig übertrieben» usw. Jeder reagiert anders auf die ungewisse Zukunft. Menschen sind in ihrem «Sicherheitsbedürfnis» sehr verschieden. Einige nehmen es sehr gelassen. Andere grübeln und machen sich Sorgen. Auch bei Kindern ist dies so. Wie kommt man also wieder in eine Sicherheit auch wenn alles noch unklar ist?

Sicherer Ort sein

Der «Sichere Ort» in Familien ist durch 2 Komponenten gekennzeichnet: Der inneren Sicherheit der einzelnen Familienmitglieder (Verarbeitung und Stabilisierung) und der äusseren Sicherheit der Struktur der Familie (Tagesstruktur, Rituale). Es stellt sich also die Frage, wie wir so schnell wie möglich wieder zur «inneren Sicherheit», und dann zur «äusseren Sicherheit» kommen.

Fangen wir mit der inneren Sicherheit an

Da wir alle in unserem Gehirn und in unserem Körpergedächtnis keine erlebten Erfahrungen mit dem Coronavirus haben, müssen wir diese als Einzelpersonen und als Gesellschaft erst generieren. Wir müssen alle den Stress der «ausserordentlichen Lage» regulieren. Jeder hat seinen eigenen Umgang zum Umgang mit Stress. Für Eltern ist es besonders wichtig, dass sie diesen Prozess für sich selbst machen und dann auch ihre Kinder altersgerecht darin begleiten. Denn das Grosshirn der Kinder ist noch nicht so gut ausgebaut wie bei Erwachsenen. Sie können keine «logischen Zusammenhänge» ziehen oder sich selbst durch Wissen beruhigen. Sie sind auf ein Gegenüber angewiesen, welches mit ihnen in Verbindung geht und ihnen dabei hilft, diese «ausserordentliche Lage» zu verstehen, einzuordnen und zu regulieren.Es geht also darum, zu verstehen und zu verarbeiten, was da abläuft. Gehen Sie aktiv mit ihrem Kind über den Coronavirus ins Gespräch. Informieren Sie und finden sie ihre Worte für das, was gerade los ist, ohne Panik zu verbreiten. Nützliche Links dazu finden Sie am Ende des Beitrags.

Dann zur «äusseren Sicherheit»

Die bewährten Alltagsstrukturen unseres Lebens haben sich innerhalb von wenigen Tagen verändert. Sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene. Sie müssen neu kreiert und entwickelt werden. Dies ist Chance und Herausforderung zugleich. Vielleicht sprühen sie als Eltern nun vor Ideen mit allem, was gemacht werden kann (Ausmisten, Frühlingsputz, Schulstoff nachholen usw.), oder sie sehnen sich nach dem nichts tun (im Bett liegen, lesen), oder sind überfordert und machen im Moment noch gar nichts. Alle Richtungen über- und unterfordern erfahrungsgemäss Kinder. Für sie ist es zentral, dass das Leben gut weitergeht. Da alle Kinder Teamplayer sind und es ihren Eltern rechtmachen wollen, sind sie auf eine liebevolle Führung durch den Alltag angewiesen. Bekommen sie diese nicht, dann übernehmen sie die eigene Führung. Sie versuchen selbst, eine «äussere Sicherheit» herzustellen. Sind aber damit auf längere Zeit sehr überfordert.

Merkmale einer Sicherheit in der Tagesstruktur sind Vorhersehbarkeit, Transparenz und Verlässlichkeit. Es ist die Aufgabe der Eltern, diese durch eine liebevolle Führung zu ermöglichen.

Tipps für den Alltag

  1. Entwickeln Sie altersentsprechend mit ihrem Kind zusammen einen Alltagsplan entlang diesen Merkmalen. Geben Sie die Struktur nicht einfach vor, sondern beziehen Sie Ihr Kind mit ein. Am besten schon am Abend für den nächsten Tag. Es können so Erwartungen und Bedürfnisse gesammelt und besprochen werden. Medienzeit und Ämtli werden neben Lernen und Spielen geregelt, für jeden Tag vereinbart. Somit ist für alle Beteiligten transparent, was erwartet wird und vorhersehbar, was am nächsten Tag geschieht. Da es sich um eine gemeinsame Vereinbarung handelt, ist auch eine gemeinsame Verlässlichkeit vorhanden.
  2. Übergeben Sie Ihrem Kind die Verantwortung für die Einhaltung des Tagesplans. Kontrollieren Sie nicht alles, sondern stärken Sie die Eigenverantwortung. Am Ende des Tages wird dann ausgewertet. So verlieren Sie nicht so viel «Reibungsenergie» im Laufe des Tages.

 

Sollten Sie Unterstützung und Ideen zur Gestaltung der äusseren Sicherheit brauchen, melden sie sich gerne bei uns. Wir teilen gerne unsere Erfahrung und Ideen mit Ihnen.

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