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Welche «Farbe» hat dein Tag?

Die Sprache hat Einfluss auf unser Nervensystem. Sowohl auf das eigene wie auch auf das des Gegenübers. Sie kann beruhigen oder erregen, erheitern oder demotivieren.

von Rahel Striegel, Leitung der Sozialpädagogischen Fachstelle

In welcher Phase der Verarbeitung der Corona-Geschichte steckst du gerade?

Folgt man dem Phasenmodell steht ja am Anfang die Schockphase, gefolgt von der Phase des «nicht wahr haben Wollens». Nach meinen Beobachtungen sind wir gesellschaftlich Moment am Ende der darauffolgenden Einsichtsphase – wir haben es kognitiv alle verstanden, sollen Zuhause bleiben und unsere physischen Kontakte so gut wie möglich reduzieren. Nun folgt im Prozess der Verarbeitung von Ereignissen die Akzeptanzphase.

Welche Länder, wo stehen in der Kette der Verarbeitung, ist äussert spannend zu beobachten. Aber auch in unseren Familien. Viele Kinder sind den Erwachsenen einen Schritt voraus und waren schon nach wenigen Tagen in der Akzeptanzphase: «Keine Schule – kein Problem». Bei Erwachsenen geht es vielleicht etwas langsamer, da wir natürlich viel grösser und weiter denken.
Warum ist die innere Akzeptanz der Umstände so wichtig? Weil wir dann keine Energie mehr ins «dagegen» investieren, sondern ins «dafür». Wir entscheiden selbst wie und was wir tun und sind nicht mehr «Opfer der Umstände».

Und was hat das mit Sprache zu tun?

Unser Handeln und Verhalten werden durch unsere inneren Bilder, Gedanken und Gefühle beeinflusst. Ausdruck findet dies meist in unserer Sprache. Unsere Denkweise manifestiert sich durch Sprache! Beobachtet euch selbst und andere einmal mit dieser Brille. Was sagt das was ich sage und wie ich es sage über meine innere Welt aus?
Es zeigt sich in unserem Handeln und Sprechen in welcher Verarbeitungsphase wir sind. Und das hat direkte Auswirkungen auf den Umgang mit anderen und auf den Alltag. Sprache ist wie eine Brücke zwischen unserem Inneren und dem äusseren Leben.

Die Sprache hat Einfluss auf unser Nervensystem. Sowohl auf das eigene wie auch auf das des Gegenübers. Sie kann beruhigen oder erregen, erheitern oder demotivieren. In Zeiten, in denen wir auf uns selbst und unseren engsten Familienkreis fokussiert sind, ist es Lohnenswert über die Sprache und deren Bedeutung nachzudenken. Denn sie ist DAS Instrument, welches unser Zusammenleben prägt.

Praktische Tipps zur Selbstreflektion

  1. Achte doch heute mal auf den Gebrauch deiner Sprache – welche inneren Denkweisen transportiert sie?
  2. Sprache ist wie die Farbe der inneren Bilder. Reflektiere deinen Tag in Farben und schaue wie sie zu deinen inneren Bildern passt.

Praktische Tipps für den sprachlichen Alltag

  1. Merke: «Immer» & «Nie» stimmt bei Verhaltensweisen nie!
    Und doch werden diese Worte oft verwendet, sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen. Dahinter steht meist eine Wut oder ein Frust, die oder den es ernst zu nehmen gilt.
    Versuche «immer» und «nie» aus dem eigenen Wortschatz zu streichen.
  2. Merke: «Aber» ist ein Einstieg in den Machtkampf.
    Statt «aber» ist es oft sinnvoller ein «und» zu setzen – dies ist weniger konfrontativ und einengend.
    Also statt «Ja, aber das muss noch gemacht werden…» besser «Ja, und…»
  3. Merke: Statt «entweder / oder» in der Sprache und in der Haltung ein «sowohl als auch». Das ist sprachlich weicher und verbindender.
  4. Merke: Bei Kindern besser Fragen stellen statt Dinge annehmen und schnelle Lösungen bieten.
    Sich Zeit lassen, um mit Kindern sprachlich zu erfragen was ihnen jetzt wichtig ist, hilft ihnen mit ihren Emotionen in Kontakt zu kommen. So können gemeinsam Lösungen erarbeitet werden, die den Kindern helfen.

Emotionen Farben geben

Was wir sagen und vor allem wie wir es sagen ist im Umgang mit Kindern entscheidend für den weiteren Verlauf des Tages. Die Sprache ist kräftig in ihren Auswirkungen. Nebst den praktischen Tipps für den sprachlichen Alltag ist die Ebene der eigenen Innenwelt wichtig. Die eigene Emotionalität wahrzunehmen, sie Beispielsweise in Farben zu Bennen hilft zu verstehen warum wir so reagieren.

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