sozial.engagiert.

Ich will das nicht machen!

Bleib klar in der Sache aber flexibel in der Herangehensweise.

von Andreas Hirzel, Schulsoziarbeit in Zizers

Nerviger Eigensinn

Wäre es nicht schön? Am Morgen werden die Tagesaufgaben besprochen und sogleich macht sich gross und klein mit einem Liedchen auf den Lippen daran, seinen Teil zu erfüllen.

Wenn da nicht dieser nervige Eigensinn wäre, mit all seinen Ausflüchten und Quengeleien. Kaum sitzt mein Kind an den Schulaufgaben, geht’s los. Oder besser gesagt, geht nichts mehr.

Um was geht’s dabei?

Hand auf’s Herz. Ein solches Verhalten zeigen nicht nur unsere Kinder. Nur haben die meisten Grossen gelernt, sich selbst, aus welchen Gründen auch immer, zu überwinden. Deshalb raffen wir uns mit schöner Regelmässigkeit morgens auf, obwohl kein Fünfsternebuffet mit Livemusik auf uns wartet.

Mit dieser Fähigkeit, Selbstregulation genannt, wird man aber nicht geboren. Es ist ziemlich hartes Training. Bedürfnisse müssen aufgeschoben, die Notwendigkeit muss erkannt und Verantwortung muss übernommen werden. Genau das bringt uns zurück zu unseren jammernden Kindern und einer weiteren elterlichen Rolle: Dem Spitzendiplomat.

Klar in der Sache, flexibel in der Herangehensweise

Das Schöne ist, es lohnt sich, diese Fähigkeit zu trainieren. Das sagt schon der Marshmallow-Test. Auch an Übungsfeldern mangelt es in der Regel nicht. Trotzdem gibt es zwei weniger sinnvolle Rollen über die wir als Eltern stolpern können:

  1. Der General: 
    Unbarmherzig und unbeugsam trotzt er dem Trotz. Keinen Millimeter abweichend, fordert er alles kompromisslos ein. «Wenn du es nicht sofort machst, streich ich dir die Gamezeit!»
  2. Der Gaukler:
    Unverbindlich und wenig greifbar, schaut er zuerst wie die Stimmung ist, um dann mit vielen Tricks von der Sache abzulenken. Hauptsache kein Streit. «Ach macht nichts. Vielleicht hast du ja später Lust!»

Diplomatie ist gefragt

Als Spitzendiplomaten müssen wir wissen, was WIR wollen, ohne bereits den Weg dazu festzuschreiben.

  • Den richtigen Zeitpunkt erwischen und sich Zeit nehmen. Sind die Gemüter erhitzt, bringt es wenig. Am besten bevor der Frust zu gross ist oder wenn sich die Situation ein wenig abgekühlt hat.
  • Überblick zum Problem verschaffen. Was hat mein Kind schon geschafft und wo ist der Knopf. Bei oberflächlichen Aussagen (ich hab’ keine Lust), weiter den Ursprung suchen.
  • Zusammen geht es besser. Mein Kind soll mitsuchen. Wenn das Ziel und das Problem klar sind, findet man leichter eine Lösung.

Bleib klar in der Sache und flexibel in der Herangehensweise, damit dein Kind üben kann, sich selbst zu überwinden.

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