sozial.engagiert.

Spannungsfeld digitale Zeit – analoge Zeit

Was ein Kind zum Gamen motiviert

Es gibt gute Gründe zu gamen. Wichtig ist jedoch, neben den virtuellen auch reale Erfahrungen zu machen.

von Ralf Seematter, Schulheim Zizers

Es gibt sie wirklich, die guten Gründe, seine Zeit mit Computerspielen zu verbringen. Sich mit diesen Gründen auseinanderzusetzen, kann sich lohnen.

Bedürfnisse sind da, um gestillt zu werden

Wer hat sich schon mal gefragt, wieso Kinder und Jugendliche überhaupt gamen? Es geht oft um die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse, welche man im ersten Moment vielleicht gar nicht dieser Aktivität zuschreiben würde. Die Auseinandersetzung damit kann zu den Kernthemen führen, welche Kinder und Jugendliche in ihrem Leben beschäftigen.

Der Reiz des Gamens

Die Game-Welt kann ganz unterschiedliche Bedürfnisse abdecken. Die folgende Auflistung zeigt einige entwicklungstypische Bedürfnisse auf, welche mit Computerspielen gestillt werden können: (Quelle: Bergmann und Hüther: Computersüchtig? Beltz, 2009)

  • Klare und verlässliche Strukturen und Regeln schaffen Fairness
  • Eigene Entscheidungen treffen können, für etwas verantwortlich sein
  • Aufregende Entdeckungen machen und spannende Abenteuer erleben
  • Ängste und Gefahren überwinden
  • Ziele erreichen
  • Fähigkeiten aneignen und anwenden
  • Interessante Details, welche es zu beachten gilt (Detektiv)
  • Vorbildern nacheifern
  • Eigene Erfahrungen machen, aus Fehlern lernen können
  • Schliesslich: stolz sein können auf die eigenen Leistungen

Eltern dürfen aufgrund dieser Liste von ihrem Kind beeindruckt sein. Beeindruckt, wie viel von deren Erziehung sich in dieser Liste wiederfinden lässt.

Des Guten zuviel?

Falls ein Kind zu viel «gamet», muss es diese Bedürfnisse zuerst anderswo stillen können, bevor es das Gamen reduzieren kann.

Wäre es nicht genial, es würde diese Erfahrungen in der realen Welt machen? Selbst berühren, riechen, schmecken, probieren, etc. – man nennt dies Primärerlebnisse. Die Erfahrung mit den eigenen Sinnen machen, anstatt dies einer virtuellen Figur zu überlassen, welche man steuert (Sekundärerlebnisse). Wichtig ist eine gute Ausgewogenheit zwischen Primär- und Sekundärerlebnissen.

Mögliche Gründe für mangelnde Primärerlebnisse

  • Bisherige Misserfolge im realen Leben: Suche nach alternativen Erfolgsmöglichkeiten
  • Soziale Isolation: In der Schule und in der Nachbarschaft nicht die gewünschten Freunde     gefunden
  • Bequemlichkeit: Andere Beschäftigungen wären zu anstrengend
  • Mangelnde Zuwendung, Anerkennung, Zugehörigkeit
  • Gewohnheit: Diese hat sich aufgrund oben genannter Faktoren entwickelt

Nun ist die Kreativität der Eltern gefragt, damit sich das Kind wieder vermehrt den Primärerlebnissen zuwendet. Die obenstehenden Auflistungen könnten dabei eine Hilfe sein.

«Wer also Kinder (und Erwachsene) stark machen will, muss ihnen schwierige Aufgaben übertragen, ihnen Mut machen und ihnen Vertrauen schenken.» (Bergmann und Hüther)

Haben Sie das Abenteuerland der Game-Welt mit Ihrem Kind schon einmal entdeckt? Lesen Sie dazu den entsprechenden Artikel: <Gamen in der Corona-Zeit>

 

Ähnlich Artikel

Weiterführende Links