Deshalb liebe ich meinen Beruf
Philippe Recher, Gruppenleiter bei Schulheim Zizers blickt auf ein besonderes Ereignis zurück.
Velotrekk vom Bodensee an den Staffelsee
Da sind wir nun. Wir schwitzen, wir schnaufen, wir stinken; zumindest die einen von uns. Ziel erreicht. Staffelsee, Bayern. Meine zweite Heimat. Was bleibt? Ganz viele Erinnerungen und Erfahrungen (Nicht einfach nur Erlebnisse! Erlebnisse gibt es bereits zur Genüge in einer erlebnisreichen aber erfahrungsarmen Zeit…)…
Mit Genugtuung erinnere ich mich daran wie du, lieber Marco*, dich überwunden und auf diese Neuerfahrung, unsere gemeinsame Fahrradreise durchs Blaue Land, eingelassen hast. Immerhin über 200 Kilometer Radstrecke. Für dich als jüngster der Gruppe, welcher grosse Angst vor dem Radeln hatte, mit dem Gleichgewicht kämpfte und lieber an der Konsole sass; für dich: ein grosser Schritt!
Weisst du noch, wie wir am dritten Tag gemeinsam starteten? Es war irgendwo im Allgäuischen Dschungel und du warst noch müde von der nicht gerade erholsamen Nacht. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass dein Sattel während der vorherigen Tage viel zu tief eingestellt war, sodass du deutlich mehr Energie gebraucht hattest. Intuitiv spürte ich, dass es dir wahrscheinlich wohler war so. Denn so konntest du, was du ja später sagtest, besser auf- und absteigen, respektive ab- und anfahren. Dennoch empfahl ich es dir, den Sattel höher zu stellen und wir taten es gemeinsam. Nur konntest du jetzt nicht mehr direkt auf den Sattel steigen und gleichzeitig beide Beine am Boden haben. Du hast geflucht, was ich verstand. Aber du bist aufgestiegen, zuerst aufs Oberrohr mit beiden Beinen am Boden. Jedoch mit den Beinen am Boden liess es sich schwerlich fahren und nun begann mein magischer Moment mit dir und der Gruppe, welche ja alle um dich herumstanden, dir zuschauten, dich ermutigten und anfeuerten. Diese gespannten Blicke, diese lauten Rufe, dieses fröhliche und gemeinsame Erwarten: Und ja, du hast es geschafft, bist einfach mit einem Fuss auf die Pedale gestiegen, trampeltest kräftig, konntest, ohne umzukippen, den zweiten Fuss auf die Pedale heben, und Schwups warst du auf dem Sattel!
Dieser kollektive Jubel, vom 13-Jährigen Mitstreiter bis zum ältesten Sozialpädagogen: Alle haben wir es gemeinsam gefeiert und feierten es immer wieder: Nicht nur im flachen Gelände, auch an steileren Stellen, in Feldwegen und sogar auf einem kleinen Sumpfpfad. Du hast dich selber befähigt! Und deshalb liebe ich meinen Beruf: Dabei zu sein, mitzuerleben und mitzuhelfen, wie ein neues Pflänzchen ums andere wächst!
*Name gändert