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Neue Rollen sinnvoll leben

Unsere Rollen prägen unser Verhalten. Wenn wir uns das bewusst werden, können wir damit unseren Alltag gestalten.

von Daniel Buchli und Andreas Hirzel, Schulsozialarbeit in Zizers

Die rollende Rolle

Vielen geht es zurzeit so, dass sie sich wegen der Covid-19 Krise plötzlich in völlig neuen Rollen wiederfinden. Nicht alle von uns waren vorher Krisenmanager oder Lehrerinnen. «Ich werde kreativ» scheint in dieser Zeit eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Leben zu sein. Also spielen wir mit und wechseln, freiwillig oder nicht, in grosser Flexibiltät die Rollen. Hier eine Schulaufgabe erklären, dann kurz einen Büroauftrag erledigen und wieder zurück.

Aufgrund der Schulschliessungen sind viele Eltern herausgefordert, neue unbekannte Rollen in diesen Coronazeiten anzunehmen. „Was ist da nun meine Rolle? Ich bin doch keine Lehrerin.»

Das Leben ist eine Bühne

Überall sind Familien momentan herausgefordert, ihr bisheriges Leben neu zu organisieren. Doch sind wir uns unseren verschiedenen Rollen im Alltag bewusst? Im Lauf unseres Lebens legen wir uns eine Anzahl von verschiedenen Rollen mit unterschiedlichen Eigenschaften zu. Der verantwortungsvolle Mitarbeiter, die lustige Partynudel, der fürsorgliche Papa, die herzliche Patin oder der nervige Bruder.

Es ist normal, dass wir durch unser Verhalten und unsere Kommunikation verschiedene, oft unbewusste Rollen einnehmen. Es macht Sinn, sich regelmässig mit den eigenen verschiedenen Rollen auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken:

  • Wie sehen diese Rollen im Alltag aus?
  • Gibt es Spannungen zwischen den verschiedenen Rollen und weshalb?
  • Welche Ziele werden damit bewusst und unbewusst verfolgt?
  • Welche Eigenschaften der verschiedenen Rollen sind nützlich, welche schädlich?

Ein doppeltes Spiel ist anstrengend

Es ist befreiend, ehrlich zu sich und seinem Kind zu sein. Denn oft spüren die Kinder unbewusst schon erstaunlich viel. Eine Doppelrolle (z.B. Mutter und Lehrerin) wird Spannungen hervorrufen. Genau da ist es gut, einen Schritt zurückzustehen und „das Bühnenstück“ mit einer Aussensicht anzuschauen.

  • Was braucht mein Kind wirklich? Ist die gut gemeinte Hilfe erwünscht oder soll das Kind selbständig Hilfe holen?
  • Was möchten wir gerade und welche Rolle bedienen wir dabei?

 

Der eigentliche Auslöser familiärer Spannungen kann unbewusst entstehen. Beispielsweise kann sich die eigene Sorge oder der Anspruch, als mustergültige Familie die Situation meistern zu müssen, als unnötiger Druck auf das Kind übertragen.

Regieanweisungen einbauen

Wenn wir uns diesen Rollen bewusst sind, können wir darüber sprechen. Dem Kind erklären, dass wir nicht die Lehrperson sind und dann miteinander klären, wer was machen muss, kann entlasten.

  • Was brauchst du, um Schüler zuhause zu sein, um mit dieser Aufgabe anzufangen?
  • Welche Ziele (Selbständiges Arbeiten, um Homeoffice machen zu können, Aufträge erledigen und trotzdem möglichst viel Freizeit) verfolgen wir und welche Rollen bringen uns da weiter?
  • Welche Requisiten (Timer für Pausen, Arbeitsplatzgestaltung) sind sinnvolle Hilfen?

Eine klare Kommunikation ist nicht nur auf der Bühne wichtig. Die beste Souffleuse kann nicht über unklare Regieanweisungen hinwegtäuschen. Deshalb lieber vorher definieren oder innehalten, anstatt zu versuchen situativ einzuwirken.

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